Landesturnier in Bad Segeberg 2008

Dabei sein ist alles – nach olympischem Vorbild und ohne auch nur kleinste Hoffnungen auf eine Medaille wollten wir in diesem Jahr die unvergessliche Atmosphäre auf dem Landesturnierplatz in Bad Segeberg miterleben. Einmal auf dem großen Springplatz springen, einmal die Geländestrecke reiten dürfen, einmal aufmarschieren...

Aber ganz ohne Hoffnung auf eine Platzierung? Nein, irgendwo ganz hinten im Kopf war sie doch noch da: Bargteheide hat immer gute Dressurreiter gehabt und immer eine sehr gute Mannschaftsnote bekommen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf mussten wir nur noch aus unserem schier unerschöpflich großen Repertoire an Spring- und Geländereitern schöpfen. Das war schwierig, zumal uns der verletzte Godius, der sich zuvor nicht nur als sicherer Springer sondern auch noch als mannschaftstauglich erwiesen hatte, einen Strich durch die Rechnung machte. Für ihn musste Kerstin Möllers Dressurpferd Gardasee unter Malte Blankenburg einspringen. Weitere Akteure dieses Schauspiels waren Marlis Schwanzer und Galan, Svenja Witt und Singulita, Astrid Corzillius und Piano, Nele Spiering und Mayenne, Julia Siegmund (das bin ich) und Bocchaccino, Beatrice Holst und Ronaldo, Karen Meyer als Mannschaftsführerin und ganz viele fleißige TTs...

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Karen versucht, ihre tapferen Recken nochmal einzunorden:
v.l.n.r. Nele, Marlis, Julia, Malte, Beatrice und Svenja

Wir waren gut vorbereitet! Zweimaliges Üben unserer Abteilung in jeweils nur bruchstückhafter Besetzung musste bei unserem Talent für das Abteilungsreiten unbedingt ausreichen. Unser Têtenreiter Malte lag während unseres intensiven Trainings noch unter spanischer Sonne und kannte bis zum Turnier weder die Aufgabe noch das Dressurtalent seines Pferdes. Trixi dagegen hatte auf Ronaldo schon einmal draufgesessen. Svenja, die von ihrem Chef kurzfristig Freitag frei bekam (Danke!), hatte die Abteilung in Jeans und feinen Schühchen auf Ronaldo geübt, damit Singulita bis zum Wochenende fit sein konnte. Außerdem waren wir uns erstaunlich sicher, dass Bocchaccino – besser bekannt als Bockelchen - schon irgendwie artig bleiben würde...

Die Hoffnung auf einen postolympischen Erfolg fing jedoch bereits am ersten Prüfungstag an, zu schwinden. Unsere Dressurreiterinnen Marlis und Svenja starteten und das Pech heftete sich an unsere Fersen: Singulita schien von der imposanten Kulisse und dem plötzlich auftretenden Wind sehr beeindruckt und wollte leider nicht mehr Schritt gehen. Dem artigen Galan dagegen taten an besagtem schwarzen Freitag wohl die Füße weh. Marlis versuchte vergeblich, mit strahlendem Lächeln und unrunden Zirkeln die Blicke der Richter von dem nicht ganz taktrein laufenden Pferd abzulenken, aber auch diese Strategie traf nicht wirklich ins Volle...

Das Fazit nach der ersten Runde: Platz 24 von 26 für Bargteheide!

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TT war gestern, heute heißt das LSA = Leistungssportassistent:
Anna-Lena mit Bocchaccino und Karen mit Gardasee

Doch das Pech blieb auf dem Landesturnierplatz und konnte im Ihlwald nichts ausrichten gegen die hervorragenden Geländeritte von Astrid (Piano) und Nele (Mayenne). Anna-Lena, Malte und Julia - drei Hindernisrichter in wichtiger Funktion - drückten die Daumen bis sie blau waren und verhalfen den beiden Reiterinnen zu beeindruckenden fehlerfreien Runden, ein Novum für Bargteheide. Warum es für Einzelplatzierungen nicht gereicht hat, haben wir auch nicht verstanden. Wir fanden Euch super, Mädels!

Nach der zweiten Runde waren wir damit weiter nach vorne gerückt und hoch motiviert für Runde 3.

Am Samstagvormittag war es so weit: Langes und konzentriertes Abreiten sollte uns den Erfolg sichern. Selbst freilaufende Pferde auf dem Abreitplatz, Ponyreiter mit Pauken und Trompeten und eine große Kutsche mit Reitsporttouristen konnten uns (fast) nicht aus der Ruhe bringen. Im Vorbereitungsviereck wurde noch mal eifrig an der Reihenfolge gebastelt, die Têtenreiter hin und her getauscht und Malte übte mit der heiligen Kuh noch Mitteltrab. Als Springreiter hatte er das wohl noch nicht so oft gemacht, denn Goty galoppierte immer wieder brav an...

Im Viereck sah für mich - ich bin an zweiter Stelle hinter Malte geritten - alles gut aus. Wir brachten unsere Aufgabe mit Bravour zu Ende, setzten uns und unsere Pferde in Szene und bewiesen einmal mehr, dass Bargteheide das Abteilungsreiten einfach im Blut liegt. Warum wir nach dem Abteilungsreiten abgeschlagener Letzter waren und nicht nur die schlechteste Gesamtnote sondern auch jeweils die schlechtesten Einzelnoten hatten, konnte ich nicht nachvollziehen. Ein Pferd soll angeblich an nicht angebrachter Stelle galoppiert und ein Pferd gestiegen sein? Nun ja, genau genommen waren es zwei, die die hohe Schule über der Erde beherrschen. Das sollen uns die anderen erst mal nachmachen. Und was ist eigentlich Kreuzgalopp? Peinlich war unsere Vorstellung jedenfalls nicht! Ich glaube einfach, die Richter waren mit der Gesamtsituation auf dem Platz unzufrieden.

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Abstände? Wen interessiert das schon ...

Unsere Springreiter konnten uns am Sonntag nicht mehr von unserem inzwischen sicheren vorletzten Platz (eine Mannschaft war zum Springen gar nicht mehr angetreten) rütteln. Bockelchen zeigte sich noch einmal von seiner besten Seite. Er war nach seiner brillanten Leistung vom Vortag nur noch auf Dressur eingestellt und galoppierte rhythmisch und immer im Handgalopp ganz ruhig über den Platz und durch das Fehler-Zeit-Springen. Nur die Stangen blieben nicht alle dort liegen, wo sie hingehörten. Ich glaube, er wollte Goty die Arbeit erleichtern und und die Hindernisse etwas tiefer bauen. Oder will er jetzt doch Dressurpferd werden? Oder war er müde vom vielen Abreiten am Samstag? Oder ist die Reiterin einfach zu schlecht geritten? Die vielfache Video-Analyse löste all diese Fragen nicht.

Eine kleine Überraschung gab es dennoch: Gardasee alias Goty durfte am Sonntag noch eine Schleife mit nach Hause nehmen. Es gab einen hervorragenden V. Platz nach einer fehlerfreien Runde im A**-Springen. Auf Bargteheides Dressurpferde ist eben doch Verlass!

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Und diese Ehrenrunde hatten wir uns doch verdient:
Julchen/Ronaldo, Astrid/Piano, Malte/Goty, Nele/Mayenne

Der Aufmarsch, wir standen ganz links, sollte dieses Turnierwochenende abrunden. Unser Pech zauberte Standartenpferd Ronaldo dabei noch ein Eisen von seinen heiligen Füßen und wartet vor Ort als Glücksbringer auf das nächste Jahr, wenn es wieder heißt:

„Landesturnier Bad Segeberg: Wir sind dabei“