LANDESMEISTERSCHAFT VIELSEITIGKEIT 2008

Juhu, ich bin Landesmeisterin der Junioren und Jungen-Reiter von Schleswig-Holstein 2008…

Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Habe auch nie damit gerechnet, dass ich in meiner ersten Saison mit Mayenne überhaupt eine 1*-Prüfung reiten würde. Am Anfang der Saison hatten wir geplant, die „Leichte L“ in Segeberg zu reiten. Aber es kam ganz anders. 2008 wollte ich nur A-Vielseitigkeiten reiten, weil die ja schon ganz schön schwer sind. Nachdem ich meine erste A in Bordesholm gewonnen hatte, sagten alle ich muss keine A mehr reiten, ich solle doch lieber die L-Vielseitigkeiten reiten. Dies habe ich dann auch gemacht (Segeberg, Eutin) mit mehr oder minder mittelmäßigen Erfolg, gut war nur, dass ich meine L’ alle unter 60 Punkten beendet habe, allerdings hatten wir keine Platzierung.

Anfang 2008 hatte ich das Ziel, in Warendorf beim Nachwuchschampionat teilzunehmen. Das haben wir ja denn auch geschafft. Ich wurde 19. mit Mayenne und hatte eine gute Platzierung im Gelände, war aber über mein Dressur- und Springergebnis sehr enttäuscht. Danach kamen einige kleinere Turniere für L-Dressur und L-Springen. Den Kick habe ich dann bei den Kreismeisterschaften bekommen, wo ich gemerkt habe, dass wir auch Null im L-Springen gehen können. Danke noch mal an Kimmi G. für deine Tipps.

Anschließend haben wir die Nennung für Segeberg gemacht. Meine Eltern wollten, dass ich die „Leichte L“ reiten sollte, dies wollte ich aber nicht. Was ich nicht wusste, Papa hatte mit dem Landestrainer und Cathrin Kirchner-Salzmann gesprochen, beide sagten, dass Nele und Mayenne dies schaffen würden, also durfte ich die 1* nennen. 6 Wochen vor Segeberg habe ich angefangen, zu trainieren. Zu diesem Zweck habe ich mir einen neuen Reitlehrer gesucht, und ihn in Reinhart Koblitz auch gefunden.

Donnerstag ging es los:

Briefing in Segeberg - Hier wurden die Reiter über die Besonderheiten der Strecke und des Prüfungsablaufes informiert. Zu meiner Überraschung fand dies in Englisch statt. Hier habe ich auch erst richtig gemerkt, dass es sich um eine Internationale Prüfung handelt. Bei mir saßen Schweden, Dänen, Niederländer und Ungarn. Uups!

Am Freitag hatten wir Verfassungsprüfung, dies war doch sehr spannend, da einige Pferde in die Holdingbox mussten und sogar rausgenommen wurden. Als wir an der Reihe waren hatte ich ein gutes Gefühl. Beim Stehen zappelte Maya herum und beim Antraben schoss sie los, aber es ging alles gut und wir bekamen die Freigabe: 1* - los geht es.

Die Dressur lief zunächst recht gut, aber plötzlich war die Losgelassenheit weg und ich wurde hektisch, Maya auch, es wurde eine Mist-Restdressur. Als ich das Ergebnis bekam war ich sehr niedergeschlagen: 63,9 Minuspunkte. Dies bedeutete Rang 23. Ich wollte gar nicht mehr weiter machen. Aber meine Eltern und Reinhart haben gesagt, dass ich mir wenigstens das Gelände anschauen könnte und mich dann entscheiden solle. Also sind wir ins Gelände gefahren und haben uns den Kurs angeschaut.

Den Kurs bin ich dann mit Reinhart, Herrn Peper und anderen Junioren abgegangen. Der Kurs war ganz schön schwer. Alle Sprünge waren mit viel Fuß gebaut, die Distanzen passten, viele Bürsten waren eingebaut, damit die Pferde die Sprünge akzeptieren, viele Sprünge hatten durch Gräben eine Absprunghilfe oder eine abgerundete Oberlinie etc. Der Aufbau hat meiner Meinung nach schon Vorbeiläufer von Reiter-Pferd-Paaren provoziert, die mit so schmalen Elementen oder gebogenen Distanzen noch nicht so vertraut sind. Ob meine Maya das alles springt? Kann ich ihr die Sicherheit geben?

Samstag war dann das Gelände dran. Wir waren das 32.-Paar. Ich bin vor der Prüfung das Gelände abgegangen, ganz alleine, anschließend hat mein Vater noch gefragt, wie es ist? Gut!

Los geht es. - Die Maya haben wir im Hagelsturm fertig gemacht; im Wind/Nieselregen bin ich auf die 1000 Meter lange Wegestrecke gegangen, dann auf den Abreiteplatz, einige Sprünge machen. Auf dem Abreiteplatz haben wir noch das schräge Anreiten geübt (hatte ich noch nie), Maya war super.

Ab in die Startbox: 10, 9, 8, ......... 3, 2,1 LOOOOS: Maya donnerte los. Die ersten zwei Sprünge waren noch etwas unrund aber dann hatten wir uns gefangen und wir schnurrten durch das Gelände. Vor den Hindernissen aussitzen, Zügel in die Hand und Maya ging rüber, Aussprung und weiter. Da denkt man nicht viel, hier muss man dem Pferd vertrauen. Man kann ihm nur helfen. Dann kam der erste schwere Hinderniskomplex: Naturschutzring, zwei Galoppsprünge, Aufsprung, gleich Absprung, ein Galoppsprung, schmaler Wassereinsprung, vier Galoppsprünge nach rechts, Wasseraussprung, gleich nach links, zwei Galoppsprünge, schmale Ecke, links weiter und dann wieder Wassereinsprung, Wasser, raus und über einen Steil mit Graben. Durch, Klatschen und weiter. Es kamen noch einige Hindernisse, die wir aber flüssig gemeistert hatten. Irgendwelche Leute klatschten. Dann kam 17 abc. Eine Heckenkombination, A und C standen versetzt auf gebogener Linie, dazwischen war eine schräg zu springende Hecke. Vor A habe ich zu C geschaut und bin gerade durch geritten. Reinhardt schrie „Weiter, gut, los“.

17 A, ein Galoppspung schräg auf B , ein Galoppsprung auf C, rüber und rechts weiter zu 18, bloß nicht vorbeireiten, rüber und weiter zu 19. Laufen lassen, aussitzen und rüber. Ab ins Ziel. Beim Austraben kam Cathrin angelaufen, Telefon am Ohr, rief nur „zu schnell aber durch“. Sie hatte Papa am Telefon, der mal wieder nicht zuschauen konnte. Maya war noch fit und trabte aus, der Tierarzt kam, untersuchte Maya und gab sein OK. Dann ging es im Schritt zum Hänger, ich habe sie geführt. Auf dem Weg zum Hänger hatte mich dann noch ein Pferd überholt (ohne Reiter). Auf halber Strecke kamen mir dann Mitja, ihre Mutter und mein Vater entgegen. Am Hängerplatz haben wir das Pferd fertig gemacht, versorgt und Schritt geführt. Anschließend sind wir wieder zum Gelände gegangen. Auf dem Weg ins Gelände und auch auf dem Gelände haben mich so viele Leute und Teilnehmer gegrüßt, dass ich meine erste warme Mahlzeit gar nicht richtig essen konnte. Auf dem Platz habe ich dann erfahren, dass Mirko Utecht auch eine Nullrunde geritten ist, und dass ich jetzt bei den Jungen Reitern auf dem 2. Platz liege. Mirko hatte 5 Punkte weniger als ich und Mayenne. In der Gesamtwertung lag ich nun auf dem 9. Platz nach dem Gelände. Dies hatte ich überhaupt nicht erwartet.

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Mal sehen, wie das Springen am Sonntag werden würde. - Der Sonntag begann sehr früh um 8 Uhr mit der 3. Verfassungsprüfung. Im Dauerregen bekam ich die Freigabe für das Springen. Dies wurde dann doch noch sehr spannend. Beim Abreiten war Regen, Regen und nochmals Regen. Maya lief schon sehr schief, immer Kopf nach unten und weg vom Regen. Na, das kann ja was werden. Reinhart hat es dann mit mir und Mayenne geschafft, uns irgendwie abzureiten. Im Parcours nahm sie den Kopf ran und ich konnte Sie, super-rittig durch das Springen bringen. Lediglich vor dem vorletzten Hindernis habe ich die Beine zu hoch genommen und Druck gemacht, sodass Maya buckelte , den vorletzten Sprung unsauber nahm und am Letzten gab es dann einen Abwurf. Wie blöd ist man eigentlich?

Also hatten ich und Maya ein Endergebnis von 67,9 Punkten. Mist, Mirko musste jetzt mindestens zwei Abwürfe und Zeitfehler bekommen. Mirko ritt los, Bento hat vier Abwürfe kassiert. Reinhart, Papa und all meine anderen haben sich sehr gefreut. Das war’s: Landesmeisterin der Junioren und Jungen-Reiter 2008 SH. Plazierung in einer 1* was will man mehr. Alles Super

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Friedrich Dumrath, Nele Spiering, Mirko Utecht

Die Siegerehrung fand unter der Haupttribune statt. Regen, Regen ..........

Eure Nele

Fotos: ©Birte Höfer www.vielseitigkeitsreiten.de