Vereinsmeisterschaft

Ein voller Erfolg – und dennoch kritische Gedanken und Anlass zu Fragen

Die Vereinsmeister 2008 stehen fest. Petrus hatte ein Einsehen und hat uns nach der Sintflut vom vorangegangenen Freitag verschont und uns ein Reiterfest im Sonnenschein beschert. Es gab viele Anlässe zur Freude und Pannen nur in einem Umfang, wie sie halt bei 250 Pferden und Kindern auf einem Haufen vorkommen. Die Veranstaltungen des Vereins treffen offensichtlich den Geschmack vieler Reiter aus der Region, denn so viele Nennungen hatten wir auf einem Reitertag noch nie. Die als Parkplatz zur Verfügung gestellte Weide wurde weniger als normal verschmutzt und konnte daher am Montag ohne Gefahr für die Pferde wieder benutzt werden. Die Bewirtung wurde gut angenommen und vollständig ausverkauft, die Kasse ist voll und Reste gibt es nicht.

Eigentlich könnte man rundum zufrieden sein und frohen Mutes an die nächsten Veranstaltungen denken. Und dennoch bleibt ein schaler Geschmack und es tauchen Gedanken auf, wie es denn wohl weitergehen kann.

Die Vorbereitung eines Reitertages beginnt bereits viele Wochen vor dem Event. Die Ausschreibung muss erstellt und von der Landeskommission genehmigt werden. Dann müssen Richter, Parcourschef und Rettungskräfte gefunden und eingeladen werden. Es geht weiter mit der Beschaffung von Schleifen, Pokalen, Schärpen, Stallplaketten, Medaillen, Ehrenpreisen und was man halt sonst noch an Gaben braucht. Für die Prüfungen müssen Protokollbögen, Platzierungszettel, Stifte und etliches mehr besorgt werden. Und dann rückt der Termin näher und es geht erst richtig los. Die Nennungen müssen verarbeitet werden, Nenngelder verbucht werden, eine Zeiteinteilung erstellt und an alle Beteiligten versandt werden. Dann muss die Bewirtung geplant und die Einkaufsmengen errechnet werden. Die Turnierhelfer für Protokoll, Ansage, Startertafel, Parcourshelfer und viele andere Aufgaben geworben und eingeteilt werden. Und dann steht das Wochenende des Turniers endlich vor der Tür. Der Großeinkauf bei der Metro steht an, die bestellten Ehrenpreise müssen abgeholt, sortiert und beschriftet werden und der Aufbau des Turnierplatzes beginnt:

Das Richterhaus und die Fenster werden geputzt, die Zelte für Bewirtung und Helfer werden aufgebaut, die Weide wird als Parkplatz hergerichtet, der Parcours und die Vierecke müssen auch aufgebaut werden. Die Startertafeln werden vorbereitet, die Technik für die Beschallung aufgebaut und die Richter müssen ja auch sitzen und einen Tisch haben. Und damit es schön aussieht werden noch Blumen ausgeliehen, die uns Baumschule Andresen immer zur Verfügung stellt (dafür ein herzliches Dankeschön!). Und dann ist da noch die Meldestelle für die Startbereitschaften zu besetzen. Sind dann alle Arbeiten erledigt, geht es abends am Vortag des Turniers weiter, indem die Starterlisten für die ersten Prüfungen des Tages noch fertig gemacht werden.

Der Turniertag hat diesmal um 08:00 Uhr begonnen. Mein Tag leider schon um 04:45 Uhr. Das gesamte Equipment für die Meldestelle mit Laptop, Drucker, Ordnern, Kasse, LPO und Aufgabenheft erfordern es, dass ich etliche Male Laufen muss und das halbe Auto beladen ist. Dann noch schnell die eigenen Pferde versorgen – abends bin ich dazu sicher nicht mehr in der Lage. Um 07:15 Uhr muss dann auf dem Turniergelände schnell alles aufgebaut und der Rechner hochgefahren werden: Die ersten Reiter warten auf Auskunft. Gottlob ist das Bewirtungsteam auch schon da. Ich brauche dringend einen Kaffee. Zu mehr langt die Zeit nicht. Alle Richter sind pünktlich und die ersten Prüfungen beginnen. Ab jetzt geht es Nonstop: Ein Helfer fällt aus und ich schreibe Protokoll, mache zwischendurch eine Ansage, baue das Viereck für die Dressur am Nachmittag auf. Wie jeder aus dem Vorstand springe ich, wann immer etwas fehlt los und packe mit an. Und dann ist der letzte Reiter seine Aufgabe geritten, die Meldestelle rechnet im Akkord und die Ehrung der Vereinsmeister steht an. Gleich nach der Ehrung wird es schnell leer auf dem Gelände. Na klar, es war ein langer Tag und die Pferde müssen nach Hause und die Kinder ins Bett.

Und dann steht da der Vorstand auf dem Turnierplatz. Alle sind erleichtert. Es ist keiner verunfallt, es hat alles halbwegs funktioniert und die Reiter waren mehr oder wenig erfolgreich und dementsprechend zufrieden. Aber morgen müssen wir alle wieder arbeiten und haben keine Zeit: Also muss heute Abend noch alles wieder aufgeräumt werden. Wir rollen also noch einmal die Ärmel auf, mobilisieren unsere Kräfte und packen gemeinsam an. Alles wird wieder eingesammelt, gesäubert und in den Containern verstaut. Dann muss noch der Müll auf dem gesamten Gelände und der Mist von der Koppel gesammelt werden. Das Auto ist auch wieder voll beladen und muss abends noch zu Hause entrümpelt werden. Spätabends sind wir dann fertig und zwar in jeder Hinsicht. Die letzten Arbeiten wie die Abrechnung, Archivierung der Ergebnisse und die Pressearbeit vertagen wir auf morgen.

Habt ihr gewusst, wie viel Arbeit in so einem Turnier steckt? Der Vorstand ist bei uns im Verein mit 10 Personen ziemlich groß. Für diese Menge an Arbeit ist er aber definitiv zu klein. Wir haben viel Freude an unserem Sport, an Turnieren und auch an der Vereinsarbeit. Wir sind stolz darauf, dass wir solche Veranstaltungen seit Jahren erfolgreich und beständig anbieten können.

Warum also der kritische Titel dieses Artikels?

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Um weiterhin so strahlende Gesichter zu sehen, brauchen wir Hilfe!

Im kommenden Jahr steht Gerd Dohrendorf als eines der "dienstältesten" und sehr fleißigen Mitglieder des Vorstandes nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Er ist unter anderem so unverzichtlich, weil er als Stallbesitzer, Landwirt und Handwerker über eine Reitanlage, Geräte und Know-how verfügt, die in jeder Hinsicht dringend von Nöten für einen Reitverein und Turniere sind. Mit Gerd verlässt der letzte Stallinhaber den Vorstand des Vereines. Aber auch andere Positionen müssen kurz- oder mittelfristig neu besetzt werden. Und die Bewerber lassen sich leider nicht so leicht finden.

Hinzu kommt noch, dass es auch bei voller Besetzung der Vorstandsposten so nicht weitergehen kann. Die Organisation einer Veranstaltung in der Größe dieses Turniers muss auf mehr Schultern verteilt werden. Zuverlässige Helfer müssen nicht nur für das Turnier sondern auch den Auf- und Abbau gefunden werden.

Ich appelliere daher an alle Mitglieder, Reiter und Freunde des Vereins, darüber nachzudenken, was ihr eigentlich von Eurem Reitverein erwartet und was jeder einzelne dazu beitragen kann und will. Nur wenn es auch künftig engagierte Ehrenamtler gibt, wird die Zukunft des Veranstaltungskalenders, wie wir ihn seit Jahren im Verein kennen, gesichert sein.

Jeder, der Hilfe anbieten kann, möge sich an ein beliebiges Mitglied im Vorstand wenden, damit es auch in 2009 Vereinsmeister geben wird.

Bargteheide, am 07.07.2008

Karen Meyer
Turnierwartin